aktualisiert am: 26. April 2022
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Große Künstler wie Bachmann, Musil, Mahler
(c) ORF, Johannes Puch

Inhaltsverzeichnis

Bachmann, Musil, Mahler: große Künstler in Klagenfurt entdecken

Klagenfurt hat viele berühmte Künstler. Wodurch ließ sich Gustav Mahler am Wörthersee inspirieren? In welchen Romanen Bachmanns stößt man auf Klagenfurter Orte? Wo sind die Fresken von Giselbert Hoke? Spannende Tipps wo sie überall aktiv waren.

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Sie sind weltberühmt und haben in Klagenfurt an vielen Orten ihre Spuren hinterlassen: Ingeborg Bachmann, Robert Musil, Gustav Mahler und noch so einige andere. Berühmte Künstler und Autoren haben in der Kärntner Landeshauptstadt gelebt und gewirkt. Ihr wollt wissen, wo diese Berühmtheiten ihre Spuren hinterlassen haben? Wir nehmen euch mit – auf eine Entdeckungstour der besonderen Art: In Klagenfurt lebt die Kultur. 

Hoke Fresken am Hauptbahnhof

Jene  Klagenfurt-Besucher, die die Stadt mit dem Zug erreichen, merken bereits in der Bahnhofshalle, dass sie hier in einer Stadt mit Sinn für Kultur gelandet sind. Am Weg mit der Rolltreppe nach unten kann man die überdimensionalen Fresken Giselbert Hokes (1927-2015) gar nicht übersehen. Entstanden in den frühen 1950er-Jahren, sorgten die Wandfresken des damals blutjungen Künstlers für einen handfesten Skandal!

Hoke hatte einen ausgeschriebenen Kunstwettbewerb gewonnen und auf einer Gesamtfläche von 300 Quadratmetern ostseitig die „Wand der Kläger“ und westseitig die „Wand der Angeklagten“ am Klagenfurter Hauptbahnhof entstehen lassen. 

Am Stil von Picasso orientiert, konnten damals viele Leute mit der modernen Figuren- und Formensprache zur Mitte des vorigen Jahrhunderts nichts anfangen und so gab es wütende Proteste. Die Fresken blieben dennoch – heute zählen sie zu den absoluten Kulturschätzen unserer Stadt. 

Als der Bahnhof im Jahr 2000 modernisiert und ausgebaut wurde, wurden auch die mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Fresken sorgfältig restauriert. Sogar der Lichteinfall wurde beim Umbau berücksichtigt.

Robert Musil Literatur Museum

Vom Bahnhof aus ziehen sich die Spuren großer Kulturschaffender rege weiter durch die Stadt. Bereits nach dem Queren der ersten Straße stehen Besucher vor dem Geburtshaus des Schriftstellers Robert Musil. Unter einem Dach vereint sind darin heute das Musilmuseum sowie das „Robert Musil Institut der Alpen Adria Universität“. Wo Robert Musil, Christine Lavant und Ingeborg Bachmann aufeinander treffen.

Geprägt von den Portraits großer Literaten (2010 vom französischen Street-art-Künstler Jef Aérosol auf die Fassade gesprüht), darf das Gebäude in der Bahnhofstraße 50 durchaus als das literarische Zentrum der Stadt bezeichnet werden.

„Die überdimensionalen Porträts von Ingeborg Bachmann, Robert Musil und Christine Lavant, sollen Besucher unübersehbar auf unsere berühmten Literaten hinweisen“,

so der Leiter des Literaturmuseums, Heimo Strempfl.

Letzte Ruhestätte von Julien Green 

Zirka fünfzehn Minuten dauert der Spaziergang vom Literaturhaus ins Stadtzentrum bis zur Stadtpfarrkirche St. Egid, wo der nächste Schriftsteller seine Spuren hinterlassen hat: Julien Green. Der weltbekannte Romancier hat hier auf eigenen Wunsch seine letzte Ruhestätte gefunden. 

Viele Jahre lang war er mit dem früheren Intendanten des Klagenfurter Stadttheaters, Herbert Wochinz, verbunden. Die Stadt selbst lernte Green erst 1990 kennen, als sein Stück „Der Automat“ am Stadttheater uraufgeführt wurde. Damals malte Ernst Fuchs – Österreichs bekanntester Vertreter des phantastischen Realismus – soeben in einer Seitenkapelle der Kirche Szenen aus der biblischen Apokalypse. 

Green war an der Arbeit von Fuchs äußerst interessiert und so kam es zu einem Treffen der beiden Künstler in der Stadtpfarrkirche. Dieser Besuch hinterließ bei dem damals bereits 90-Jährigen einen tiefen Eindruck. Ein altes Marienbild hatte den Autor sehr berührt und dazu veranlasst, den Wunsch zu äußern, hier begraben zu werden.

Ein Spaziergang mit Ingeborg Bachmann

Stadtauswärts führt der Spaziergang weiter in die Henselstraße 26, wo das berühmteste literarische Aushängeschild des Landes, Ingeborg Bachmann, ihre Jugend verbrachte: in einem hübschen, heute noch bewohnten, Reihenhaus – nur wenige Meter vom Kreuzbergl entfernt – einem zentralen Schauplatz von Bachmanns Werk „Drei Wege zum See“. 

»Auf Bachmanns Spuren zu wandeln, ist ja auch eine wunderbare Gelegenheit, die Stadt kennenzulernen.«

Am Weg dorthin kehren wir am liebsten ins Café Ingeborg ein. Benannt nach der großen Autorin der Stadt, ist das „Ingeborg“ der perfekte Ort für das eine oder andere intellektuelle Gespräch aber auch ein idealer Platz, um einfach nur Kaffee und Zeitung zu genießen.

Bachmannweg am Kreuzbergl

Aber zurück zu Bachmanns „Drei Wege zum See“. In dieser Erzählung kehrt die Fotografin Elisabeth Matrei zu ihrem alten Vater nach Klagenfurt zurück, denkt über ihre Liebesbeziehungen nach und will die Pfade ihrer Kindheit noch einmal gehen.

Es ist schon möglich, so wie Bachmanns Protagonistin, am Kreuzbergl die Orientierung zu verlieren, allerdings erleichtern gut beschilderte Wege heute das Zurechtfinden erheblich. Für Besucher zahlt sich die Kreuzbergl-Route zum See in jedem Fall aus. Kaum schöner könnte sich ein Wald Stadtbewohnern erschließen als dieser hier: 

Massive Buchen prägen die Landschaft, manch einem Baum ist eine Bank gegenübergestellt, damit Besucher innehalten und sich ausreichend Zeit nehmen können, die naturgegebenen Denkmäler zu bestaunen, dabei tief einzuatmen und sich gar nicht in einer Stadt zu wähnen, in der man sich doch befindet.

Über das Kreuzbergl, geht es zur Zillhöhe und schließlich hinunter zum See. Wer sich nach der Wanderung abkühlen möchte, hat die Qual der Wahl. Bachmann-Fans werden sich wohl wie Elisabeth Matrei für das Strandbad Loretto entscheiden – das kleine aber sehr feine Bad ist mit Sicherheit eine gute Wahl. Die Halbinsel Maria Loretto gehört zu den schönsten Plätzen rund um den Wörthersee. Das Ensemble mit Schloss, Kirchlein, Restaurant und Bad samt Marina ist einzigartig am See.

Der direkteste Weg zum Wörthersee führt entlang des Lendkanals zur Wörthersee Ostbucht. Wer Zeit hat, kann am Klagenfurter Lendhafen einen Stopp einlegen. Dort werden jährlich die Tage der deutschsprachigen Literatur live übertragen – ein ausführliches Rahmenprogramm ist dabei inklusive. Zu dieser Zeit ist auch der eine oder andere Bachmann Preisträger im Hafen anzutreffen.

Perfekt für Radfahrer und Jonke-Fans

Diese Route ist zum einen die ideale Wahl für Rad- und Rollerfahrer, verweist zum anderen auf einen weiteren ganz großen Autor. Mit seinem Gedicht „Lendkanal“ hat Gert Jonke diesem Ort ein Denkmal gesetzt. Poetisch ist dieser Wasserweg aber auch ohne Poesie. 

Auch am Lendkanal gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einen Stopp einzulegen. Eine Eispause beim Eissalon Morle bietet zum Beispiel Gelegenheit, sich die herrliche Spiegelung der Steinernen Brücke im Wasser näher anzusehen. Das in einem perfekten Halbkreis gemauerte Bauwerk stammt aus dem Jahr 1535 und ist somit eine der ältesten noch aktiv befahrenen Brücken Österreichs.

Auch erwähnenswert an dieser Stelle ist die Tramway ein ehemaliger Straßenbahnwagen, der zu einem Imbissladen umgebaut wurde. Hier rasten Spaziergänger, Radfahrer und Badegäste aus und sitzen ist im dazugehörigen schattigen Gastgarten, mit Blick aufs Wasser. 

Romantische Stunden lassen sich hingegen am Lendspitz verbringen. Hier müssen die Räder zurückgelassen werden. Die paar Schritte zu Fuß in die naturbelassene Sattnitzmündung zahlen sich jedoch aus – definitiv einer unserer Lieblingsorte! So manches verliebte Pärchen zieht sich hier zurück. Ein Sprung ins tiefgrüne bis türkise Wasser und einige Schwimmzüge in der Sattnitzmündung Richtung See bleiben unvergesslich.

Der Wörthersee als Inspirationsquelle

Am Wörthersee angelangt, lässt es sich himmlisch entspannen. Es gibt eine feine Auswahl an Bädern. Neben dem Strandbad Klagenfurt gibt es noch die Bäder Maiernigg und Loretto. Alle drei Seebäder haben eigene Vorzüge. Das Strandbad ist das größte, mit langer Wasserrutsche und zwei Spielplätzen für Kinder ist es vermutlich das abenteuerlichste. Wer es gerne ruhiger haben möchte, wählt eines der beiden anderen Bäder. 

Ein freier Einstieg in den See ist aber auch möglich: Gleich zu Beginn neben der Wörthersee Schifffahrt oder ein Stück weiter Richtung Krumpendorf auf der Wiese neben dem Café Schamandra.

Das Restaurant Maria Loretto – Besucher dürfen sich auf hervorragendes Essen aus der Alpen-Adria-Region freuen. Gekocht wird saisonal, tolle Fleisch- und Fischgerichte (gerade auf eine Vorspeise sollte man diesbezüglich nicht verzichten)  aber auch einige vegetarische Speisen sind in der umfassenden Speisekarte enthalten. Die fantastische Aussicht gibt es mit dazu. Reservierung empfohlen.

Gustav Mahler Komponierhäuschen

Niemand geringerer als Gustav Mahler ließ sich in Maiernigg am Wörthersee ein kleines Häuschen für den kreativen Rückzug errichten. 

Schilder, unmittelbar hinter dem Strandbad Maiernigg weisen den Weg zu Mahlers Häuschen – und schon bald lässt sich erahnen, wonach sich Mahler gesehnt haben muss: Im Wald über dem Wörthersee erwartete ihn Ruhe und die Schönheit der Natur. 

Das Haus selbst macht einen eher bescheidenen Eindruck: ein Zimmer, drei Fenster und eine Eingangstür. Hier, mitten im Wald, entstanden einige der wichtigsten Symphonien des großen Komponisten. Mahlers Wohnort am See war deutlich imposanter als das kleine Komponierhäuschen vermuten lässt. 

Hier schrieb Gustav Mahler seine siebte Symphonie

Eine wunderschöne Villa (errichtet im Jahr 1901) direkt am Seeufer war für einige Jahre sein  Zuhause. Wenn er von Wien aus mit dem Zug anreiste, stieg Mahler in Krumpendorf aus und bestieg ein Boot, das ihn von der einen auf die andere Seite des Sees beförderte. Dabei ließ sich der Komponist von den Ruderschlägen inspirieren

»Bei den ersten Ruderschlägen fiel mir das Thema oder vielmehr der Rhythmus und die Art der Einleitung zum ersten Satz der siebten Symphonie ein«

Ein Ort vieler Künstler 

Klagenfurt ist also ein Ort vieler bedeutender Kunstschaffender. Ingeborg Bachmann wird wohl am häufigsten mit der Kärntner Landeshauptstadt in Verbindung gebracht. Aber Bachmann ist nicht das einzige Aushängeschild: Gustav Mahler, Giselbert Hoke, Robert Musil, Christine Lavant, Julien Green, Gert Jonke – sie alle haben hier ihre Spuren hinterlassen. 

Kunst- und Kulturfreunde reisen also am besten mit dem Zug an, starten ihre Tour vom Bahnhof aus und tragen bei ihrer Abreise in ihren Gedanken einen Buchenwald, picasso-artige Fresken, poetische Wasserwege und Graffiti-Portraits berühmter Autoren.  Vielleicht denkt ihr das nächste Mal, wenn euch Mahlers fantastische Musik begegnet, zuallererst an einen Ruderschlag.

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